Seit 265 Tagen in Südamerika unterwegs        19.05.2016

Nie hätten wir gedacht, dass uns das Reisen in Südamerika so viel Spass macht, so einfach zu bewältigen ist, uns so viel Freude bereitet und uns eine absolut ultimative Lebensqualität bietet. Noch keinen Tag war uns langweilig. Unsere Tage ausgefüllt mit Reisen, Bekanntschaften schliessen, Routen planen, spontane Einladungen annehmen, Landschaften und Stimmungen geniessen und das Leben auf unsere Art zu leben, gefällt uns unheimlich gut. Ein besonderes Privileg scheint uns: über so viel eigene Zeit zu verfügen und dies bei aller bester Gesundheit.

Während ich wohl für gewisse Lektionen in der Schule damals eher geringes Interesse mitbrachte, liebe ich es hier sozusagen 1zu1 Kenntnisse über Zeitgeschichte, Geologie, Pantologie, Fauna und Flora zu erhalten und meine Sprachkenntnisse endlich mal in der ganzen Vielfalt anwenden zu können. Auch unsere Spanisch-Kenntnisse machen Fortschritte und einem Schwatz sind wir nie abgeneigt!

Ihr seht es geht uns bestens und wir können vermelden, wir sind prächtig unterwegs. Der einzige Wermutstropfen ist die fehlende Zeit auf unserer Homepage aktuell über unsere Erlebnisse zu berichten und mit Bennos tollen Fotos zu bebildern; verzeiht uns diesen Rückstand. Als kleines Schmankerl haben wir euch unter der Rubrik Videos vier Filme eingestellt, den ersten Teilbericht über Argentinien aufgeschaltet und unter Fotogalerie entsteht eine kleine Bildergeschichte in welcher ein paar unserer Hightlights bebildert sind. Wir arbeiten bereits mit Hochdruck daran demnächst weitere Teilberichte aufschalten zu können.

Nach Brasilien sind wir übrigens quer durch Argentinien nach Chile weitergereist, haben die legendäre carretera austral bis in den untersten fahrbaren Zipfel erkundet, Feuerland ausgiebig mit seinen diversen Facetten erfahren (einer unserer Lieblingsplätze) und an der Atlantikküste Argentiniens nordwärts weitere tolle Highlights erlebt. Sind westwärts durch die unendlich weite Pampa bis nach El Maiten vorgedrungen und haben an den Andenkordilleren die Region Esquel, El Bolson, Bariloche und die Sieben-Seenregion erreicht. Die Argentinier sagen es sei die Schweiz von Argentinien. Und wir können das nur bestätigen!

Während bei euch der Frühling und die sicher schon lang ersehnten wärmeren Temperaturen kommen, ist bei uns der Herbst eingetroffen. Bäume, Büsche, Gräser und Sträucher erfreuen unsere Augen mit einer herbstlichen Farbpallette die von stroh- und sonnengelb, sämtlicher orangetöne über olivgrün bis bordeauxrot reichen; wundervoll. Die Spitzen der Andenkordilleren sind bereits leicht weiss gepudert und ab und zu von Nebelschwaden oder Wolken umweht. Die Temperaturen werden kühler und fallen nachts auf minus 2 bis 9 Grad plus, steigen tagsüber auf angenehme 13 bis 18 Grad. Hinter den Durofenstern, bei Sonnenschein sogar auf über 20 Grad. Der vielgefürchtete Patagonien-Wind ist schwächer geworden und fast ganz verschwunden. Öfters bläst der Nord- oder Nordwestwind und bringt uns wärmere Temperaturen. Die Tage werden kürzer: Sonnenuntergang ist bereits um 18:39, Sonnenaufgang jedoch erst um 08:45. Noch immer sind wir keine Frühaufsteher, verständlich, dass der Kaffeeduft erst etwas später unsere Aktivitäten ankündigen!

Und was meint der Duro zu seinem Vagabundenleben?

Gut und sicher werde ich von meinem Patron durch Prärie, Canyons, über Rippio, entlang und auch mal durch kleine Flüsse und tolle Landschaften pilotiert. Ab und zu auf guten Strassen werde ich sogar durch weibliche Hand gelenkt. Oft scheine ich der Hingucker zu sein. Denn entgegenkommende Trucker grüssen, geben Lichtzeichen und heissen mich mit Daumen nach oben willkommen. Jetzt habe ich sogar einen neuen Namen erhalten. Meine Eigentümer haben mich stilvoll auf den Namen Don Ganso getauft. Abgeleitet durch die Herkunft meines Patrons aus Gansingen und den ebenfalls weitgereisten Zugvögel: ganso magelanes. So bin ich bereits 23‘428 Km mit dem Team carrotte in Südamerika unterwegs und habe den Tankstellen 4‘807 Liter Diesel abgekauft. Meine durchschnittliche Tages-Etappe beträgt ca. 88 km und mit 20,52 Liter bin ich gar nicht so arg durstig. Nennenswerte Schäden sind noch keine zu verzeichnen. In Punta Arenas haben sie mir eine neue Spiralfeder eingesetzt (durch Zufall hat mein Patron ein kleines abgebrochenes Teil erblickt! welche Auswirkungen der Carretera austral sind), einen kleinen Riss im äusseren Chromstahl-Dieltank geschweisst (hat leicht geleckt) und periodisch werden Kontrollen von meinem Patron ausgeführt und meine Nippel mit der Fettpresse liebkost, ab und zu erhalte ich eine schöne Rundumwäsche, sowie neues Motorenoel und meine Pantoffeln, bzw. Räder werden anders angeordnet. Ich fühle mich top fit und freue mich auf die weiteren Kilometer und schönen Highlights.

So haben wir alle Drei noch gar kein Verlangen nach Hause zu kehren. Südamerika lässt uns so schnell nicht mehr los und der einzige Virus der noch nicht auskuriert ist und weitere Therapie benötigt: ist unser Reisevirus!!

Wie schon Wilhelm Busch zu sagen pflegte:

Viel zu spät begreifen viele

Die versäumten Lebensziele:

Freude, Schönheit der Natur,

Gesundheit, Reisen und Kultur.

Darum, Mensch sei zeitig weise!

Höchste Zeit ist’s: reise, reise.

 

Also, hebet’s guet, viel Spass beim Video luege, gute Unterhaltung in der Bildergalerie und mit den Teilberichten die entstehen.

Hasta luego, bis demnächst, liebe Grüsse nach Hause, an die Reisenden unterwegs und an unsere Bekanntschaften in aller Welt.

Team carrotte, Benno und Sonja

So ziehen wir immer weiter wie die Magelangänse (ganso magelanes)
So ziehen wir immer weiter wie die Magelangänse (ganso magelanes)